Christiane F. – Die Kinder vom Bahnhof Zoo

Nachdem ich vor vielleicht zwanzig Jahren, als ich noch TV geguckt habe, mal in "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" reingezappt hatte, fand ich an der Zeit, den Film jetzt nochmal anzusehen. Ich hatte nicht erwartet, dass der so "reinknallen" würde. "Schockierend" trifft es meiner Meinung nach nicht.

Ich wollte die Hintergründe kennen.

29 April 2005

Christiane im Westen

Am 13. November 1977 wird Christiane von ihrer Mutter in den Westen gebracht. In einem Dorf der Nähe von Hamburg besucht Christiane nun die Realschule (9. Klasse). Während sie sich dort gut einlebt, bekommt ihr Direx spitz, dass sie eine Drogen"karriere" hinter sich hat. Christiane wird der Schule verwiesen. In dieser Situation bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Hauptschule zu besuchen. – Mitte der 80er-Jahre bedeutete der Wechsel vom Gymnasium oder der Realschule auf die Hauptschule einen enormen gesellschaftlichen Abstieg, Betroffene wurden stigmatisiert. Ich vermute, dass es zehn Jahre früher genauso war.

Nach dem Hauptschulabschluss findet Christiane zunächst keine Lehrstelle, erhält lediglich Aushilfsjobs. Erst nach dem Erfolg ihres Buches erhält sie unter Protektion (d.h. durch "Beziehungen") eine Lehrstelle im Buchhandel. Die Quellen, die ich gefunden habe, gehen in der Bezeichnung des Berufes auseinander: Buchhalterin versus Buchhändlerin. Die Bezeichnung "Buchhalterin" ("Book Keeper") stammt aus einer – meiner Einschätzung nach – schlechten Übersetzung eines anscheinend im Original deutschsprachigen Zeitungsartikels, in dem von "Buchhändlerin" die Rede ist. Ein anderer englischsprachiger Artikel spricht von "Accounting" (Buchführung). Ich halte jedoch für möglich, dass sich letztgenannter Artikel in diesem Punkt auf erstgenannten stützt, denn der eingangs genannte Artikel erwähnt zudem, dass Christiane von "ihrer" Filiale einer Buchhandelskette in die in Hamburg wechselt.

Christiane bricht die Lehre ab, weil sie eine – meines Wissens – häufige Auszubildenden- und Praktikanten-Erfahrung macht: Sie wird ausgenutzt. Sie sagt selbst: In einem halben Jahr lernt sie alles, was sie wissen muss, und dann wird sie ausgebeutet.

Der Kontakt Christianes zur Presse ergibt sich 1978.

Anfang 1978 plant das Hamburger Magazin "Stern" einen Artikel über die Straßenkinder. Zeitgleich arbeitet bereits der Berliner Journalist Horst Rieck für dasselbe Magazin an einer Reportage über Kinderprostituiton.

In Berlin-Moabit läuft zu dieser Zeit ein Strafverfahren gegen einen 55-jährigen Schreibwarenhändler, der sich u.a. 13-jährige Mädchen mittels Heroin gefügig gemacht hat. Rieck besucht den Prozess am 7. Februar 1978 und begegnet vor dem Gerichtssaal Christiane F. Sie ist jetzt 15 Jahre alt und tritt in dem Verfahren als Zeugin auf.


Ich frage mich, ob eines dieser Mädchen Babsi war, so dass letztlich Babsi es war, die alles überhaupt erst ins Rollen gebracht hat.