Eindrücke der Vorgeschichte
Über Christianes Geburtsort gibt es im Web unterschiedliche Aussagen: Die englischsprachige Wikipedia nennt West-Berlin als Geburtsort. Eine andere, in Kalifornien gespeicherte deutschsprachige Quelle weist als Geburtsort eine norddeutsche Kleinstadt aus. Übereinstimmend nennen mehrere Quellen "das Land" als Christianes Wohnort, ehe sie mit sechs Jahren nach Berlin umzieht. "Auf dem Land" impliziert für die damalige Zeit: außerhalb von Berlin, ergo auch weit weg von Berlin – im Westen. Denn für Menschen aus der DDR oder der Sowjetunion bestand damals nicht die Möglichkeit, "mal eben" nach (West-)Berlin – und damit implizit: in den freien Westen (Link) – zu reisen, geschweige denn umzuziehen; geschweige denn, dass "kleine Leute" das konnten.
Ab ihrem 6. Lebensjahr wohnt Christiane in Berlin Gropiusstadt, also seit 1968. Gropiusstadt wurde vor 1960 als Wohnsiedlung zwischen Buckow und Rudow geplant und ab 1963 – jedoch nicht in der ursprünglichen Form – gebaut. Im Jahre 1975 bot Gropiusstadt mit 19 400 Wohnungen Wohnraum für rund 37 000 Menschen. Gropiusstadt ist erst fünf Jahre alt, als Christianes Familie dort einzieht. Bezeichnend finde ich, dass Gropiusstadt bereits knapp zehn Jahre nach dem Aufbau (^Filmanfang!) so heruntergekommen ist, wie Christiane beschreibt.
Gropiusstadt wurde offenbar als Schlafstadt konzipiert. Cottbusser Städtebau-Studenten nahmen sich Mitte 2000 des "Problemviertels" an, stellten dabei aber fest, dass die aktuelle Situation weit von der in dem Film beschriebenen entfernt ist.
Berufliche Umstände des Vaters waren der Grund für den Umzug der Felscherinows nach Berlin. Im Film tritt dies gar nicht so deutlich hervor: Christiane wächst auf dem Land auf, zieht dann nach Berlin – verliert dadurch ihren Freundeskreis, ihr vertrautes soziales Umfeld, die Gegend, in der sie sich auskennt. Das Berlin der damaligen Zeit stelle ich mir wie ein Gefängnis vor: zwar noch drei- oder fünfmal so groß wie Köln – aber ringsum unüberwindliche Grenze. Mal eben woandershin zu reisen? – Ist nicht drin: Raus kommt man, so schätze ich das ein, nur mit dem Flugzeug. Flüge gab es damals aber nicht, so wie heute, fast geschenkt für 20 Euro. Stattdessen ging ein einzelner Flug in die Hunderte DM. – Für Christianes Mutter/Eltern muss eine enorme finanzielle Belastung gewesen sein, Christiane in den Westen zu bringen: zwei Flüge Berlin—Hamburg, einer zurück.
Dann verlässt auch noch der Vater die Familie. Der Film setzt erst ein, als der Vater bereits nicht mehr zur Familie gehört. Er lässt offen, ob die Trennung erst Monate oder schon Jahre zurückliegt, oder gar gleich nach dem Eintreffen in Berlin stattgefunden hat. Das Gewicht, das in Christianes Worten "Hast du vergesssen, was Vati alles angestellt hat?" liegt, wird nicht deutlich: Die Vorgeschichte bleibt im Film völlig unerwähnt.
Dass Christiane nicht passt, dass ihre Mutter jetzt einen Freund hat, ist im Film nicht zu übersehen. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Aversion nicht erst im dargestellten Zeitraum entwickelt, sondern bereits zuvor bestanden hat: Christiane spricht mit Sabine darüber wie über ein altes, ihnen beiden bekanntes, Problem. – In diese Situation hinein stürzt dann noch, dass Sabine weggeht.
Ab ihrem 6. Lebensjahr wohnt Christiane in Berlin Gropiusstadt, also seit 1968. Gropiusstadt wurde vor 1960 als Wohnsiedlung zwischen Buckow und Rudow geplant und ab 1963 – jedoch nicht in der ursprünglichen Form – gebaut. Im Jahre 1975 bot Gropiusstadt mit 19 400 Wohnungen Wohnraum für rund 37 000 Menschen. Gropiusstadt ist erst fünf Jahre alt, als Christianes Familie dort einzieht. Bezeichnend finde ich, dass Gropiusstadt bereits knapp zehn Jahre nach dem Aufbau (^Filmanfang!) so heruntergekommen ist, wie Christiane beschreibt.
Gropiusstadt wurde offenbar als Schlafstadt konzipiert. Cottbusser Städtebau-Studenten nahmen sich Mitte 2000 des "Problemviertels" an, stellten dabei aber fest, dass die aktuelle Situation weit von der in dem Film beschriebenen entfernt ist.
Berufliche Umstände des Vaters waren der Grund für den Umzug der Felscherinows nach Berlin. Im Film tritt dies gar nicht so deutlich hervor: Christiane wächst auf dem Land auf, zieht dann nach Berlin – verliert dadurch ihren Freundeskreis, ihr vertrautes soziales Umfeld, die Gegend, in der sie sich auskennt. Das Berlin der damaligen Zeit stelle ich mir wie ein Gefängnis vor: zwar noch drei- oder fünfmal so groß wie Köln – aber ringsum unüberwindliche Grenze. Mal eben woandershin zu reisen? – Ist nicht drin: Raus kommt man, so schätze ich das ein, nur mit dem Flugzeug. Flüge gab es damals aber nicht, so wie heute, fast geschenkt für 20 Euro. Stattdessen ging ein einzelner Flug in die Hunderte DM. – Für Christianes Mutter/Eltern muss eine enorme finanzielle Belastung gewesen sein, Christiane in den Westen zu bringen: zwei Flüge Berlin—Hamburg, einer zurück.
Dann verlässt auch noch der Vater die Familie. Der Film setzt erst ein, als der Vater bereits nicht mehr zur Familie gehört. Er lässt offen, ob die Trennung erst Monate oder schon Jahre zurückliegt, oder gar gleich nach dem Eintreffen in Berlin stattgefunden hat. Das Gewicht, das in Christianes Worten "Hast du vergesssen, was Vati alles angestellt hat?" liegt, wird nicht deutlich: Die Vorgeschichte bleibt im Film völlig unerwähnt.
Dass Christiane nicht passt, dass ihre Mutter jetzt einen Freund hat, ist im Film nicht zu übersehen. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich diese Aversion nicht erst im dargestellten Zeitraum entwickelt, sondern bereits zuvor bestanden hat: Christiane spricht mit Sabine darüber wie über ein altes, ihnen beiden bekanntes, Problem. – In diese Situation hinein stürzt dann noch, dass Sabine weggeht.

1 Comments:
At 19 November, 2007 14:49,
Anonym said…
Es war schon auch möglich mit dem Auto in den Westen zu fahren. Es gab da die Transitautobahnen.
Kommentar veröffentlichen
<< Home